Haar wird Stadt - Ist das nun gut oder schlecht?

27. Januar 2025

Am 28. Januar 2025 wird Haar zur Stadt werden. Wie stehen die Haarer SPD-Mitglieder zu der Veränderung?

Helmut Dworzak (Altbürgermeister):
Für mich ist die Stadterhebung eigentlich eine reine Show, da sie substantiell keinerlei Bedeutung hat. Es amüsiert mich eher insoweit, als gerade die Kollegen der CSU sich immer gegen urbane Entwicklungen gestellt haben. Ich erinnere nur an die Hochhausdebatte. Haar sollte dörflich bleiben.
Übrigens habe ich in meinem Betriebswirtschaftsstudium und beruflich auch nie von Unternehmen gehört, die ihre Standortentscheidung nach Begriffen wie Gemeinde, Markt oder Stadt orientiert hätten. Da spielen andere Faktoren, wie der Bodenpreis, die Verkehrserschließung, Arbeitskräfte etc. eine Rolle. Ich hätte weiterhin gut mit der „Gemeinde Haar“ leben können und mich auch so über die hohe Lebensqualität vor den Toren des großen Stadt München gefreut.

Sarah Schottlaender (Stadträtin):
Ich glaube, es handelt sich hier um einen Trugschluss vom Bürgermeister, dass es für künftiges Gewerbe wichtig ist, ob Haar eine Gemeinde oder eine Stadt ist. Für große Unternehmen ist es unter anderem wichtiger, was auf Ihrem Briefkopf steht. So klingt New York, Tokio, München besser als New York, Tokio, Haar (bei München). Aber der Bürgermeister hat es geschafft, dass wir das ganze Jahr wieder feiern können. Über die Kosten wird natürlich nicht gesprochen.

Katharina Dworzak (3. Bürgermeisterin):
Aus meiner Sicht hätte es die Stadterhebung nicht gebraucht. Für mich war Haar als Gemeinde immer die perfekte Mischung zwischen Stadt und Dorf. Die Einordnung hat uns perfekt repräsentiert und zu unserem Lebens- und Gemeinschaftsgefühl gepasst. Das Geld, das jetzt für die Stadterhebung ausgegeben wird (eine nicht unerhebliche Summe), hätte man gut in andere Dinge investieren können, gerade in Zeiten knapper Kassen. Zudem glaube ich nicht daran, dass es wirtschaftlich positive Auswirkungen hat. Ich befürchte eher, dass es zu steigenden Mieten führen könnte. Aber die Entscheidung ist gefallen und die Zukunft wird zeigen, was es bringt.

Apostolos Kotsis (Stadtrat):
Ich freue mich außerordentlich über die Erhebung von Haar zur Stadt. Diese Anerkennung ist ein bedeutender Meilenstein für unsere Gemeinschaft und bestätigt den kontinuierlichen Fortschritt und die Entwicklung, die wir in den letzten Jahren erlebt haben.
Die Stadterhebung eröffnet uns viele neue Möglichkeiten, um unsere Infrastruktur weiter auszubauen und die Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. Es zeigt, dass unsere Bemühungen und das Engagement der Bewohnerinnen und Bewohner von Haar Früchte tragen.
Ich bin stolz darauf, Teil dieser lebendigen und zukunftsorientierten Gemeinschaft zu sein, und freue mich auf die vielen spannenden Entwicklungen und Projekte, die in den kommenden Jahren vor uns liegen. Zusammen werden wir Haar zu einer noch lebenswerteren und dynamischeren Stadt machen.

Mark Brassinga (Vorstandsmitglied):
Ich finde es sehr bedauerlich, dass der Bürgermeister und etliche Gemeinderäte einer Stadterhebung zugestimmt haben.
Die Erhebung ist meiner Meinung nach nur ein Marketing Witz. Es wird Haar in keinster Weise nach vorne bringen und erst Recht kein Gewerbe locken.
Bukowski hat es bis heute nicht geschafft zahlendes Gewerbe nach Haar zu bringen, und er wird es auch als Stadt nicht schaffen.
Des weiteren sind mit der Erhebung Kosten verbunden, die Haar wesentlich besser anderweitig hätte verwenden können.
Das ganze ist sehr bedauerlich.

Traudl Vater (Stadträtin):
Gemeinde Haar wird STADT Haar
Ändert sich wirklich substantiell "irgend was" für uns?? Neue Fassade - identitätsstiftend?? Aber das Autokennzeichen kann künftig HAA heißen.
Aber auch: die Hoffnung muss bleiben: dass die Stadt Haar wieder eine soziale Gemeinde- pardon, Stadt wird!

Thomas Fäth (Fraktionssprecher)
Ob Stadt oder Gemeinde ist mir relativ egal, denn faktisch wird sich nichts ändern. Was ich aber unendlich schade finde: Der Antrag zur Stadterhebung war eine reine Idee des Bürgermeisters und nicht von den Haarerinnen und Haarern getragen. Ich habe den Eindruck, dass es den Bürgerinnen und Bürgern größtenteils ziemlich egal ist. Somit wird eine große Chance verpasst, die Stadterhebung wirklich identitätsstiftend für Haar zu nutzen.

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