Im Leserbrief des Kollegen wird vor allem die Janusköpfigkeit seiner Fraktion bei wichtigen Fragen erkennbar: Einerseits wollen sie nicht allen zubauen, haben andererseits aber kein Problem damit, eine Grünfläche an der Blumenstraße schnellstmöglich mit Gewerbe vollzupflastern, auch wenn die Lage dafür nicht ideal ist. Eine Grundschule darf dann gerne auch auf die grüne Wiese platziert werden, um ein bereits versiegeltes Grundstück im Innenbereich nicht weiter zu verdichten. Und auch in der Leibstraße wehrt sich die Fraktion unter Führung ihres schwarzen Anführers vehement gegen Wohnbebauung auf dem neu geplanten Supermarkt mit den gleichen Argumenten, die sie 300 Meter weiter im Jugendstilpark nicht gelten lassen mag, um die Bebauung dort zu verhindern. Und den Jugendstilpark mit seiner über 100 Jahre alten Bebauung und dem geltenden Denkmalschutz mit gleichem Maß zu messen, wie das Jagdfeld mit seiner urbanen Bebauung, ist einfach nur absurd. Nur so viel: Wie anders als mit Nachverdichtung im Inneren an geeignetem Standort will man den die Außenbereiche vor Verdichtung schützen?
Seine Argumentation wird gefährlich für die Gemeinde, wenn er den hochkomplexen städtebaulichen Vertrag im Jugendstilpark, der die stark divergierenden Interessen aller Vertragspartner unter einen Hut bringt, mit einem Wisch vom Schreibtisch fegen will: Wir haben hohe Verantwortung für dieses Quartier übernommen und dies spiegelt sich auch in den sehr komplexen Sitzungen des Gestaltungsbeirates, in dem die Vertreter der Gemeinde tunlichst darauf achten, dass die Rahmenbedingungen auch eingehalten werden. Wenn nun die Gemeinde selbst mit einer nachträglich geänderten Bebauung beim Kindergarten diesen Rahmen verlässt und den Vertrag damit entwertet, bleibt uns nicht mehr viel, um eine zügellose Nachverdichtung zu verhindern - mal abgesehen davon, dass der verhandlungsfreudige Bezirk dann sicherlich auch seine Interessen angemessen berücksichtigt sehen will. Darüber hinaus: Die angestrebten Änderungen beziehen sich weitgehend auf die Gestaltung des Außenbereichs, um die Spielfläche der Kinder besser gestalten zu können. Die bauliche Qualität bleibt unangetastet. Aber vielleicht reift die Einsicht beim Kollegen, wenn er sich wieder sachlich mit dem Thema auseinandersetzt und die Richtung beibehält, die seine Fraktion dankenswerterweise im Konsens mit allen Parteien vor Jahren eingeschlagen hatte.
Dr. Alexander Zill
Fraktionssprecher