Die gestrige, von der VHS initiierte Kandidatendiskussion zwischen unserer Bürgermeisterkandidatin Gabriele Müller und ihrem Herausforderer von der CSU hat vor allem eines gezeigt: Gabriele Müller ist in Hinblick auf die Sachthemen bereits angekommen und mit den Herausforderungen und Problemen der Haarer Gemeindepolitik bestens vertraut.
Wo ihr Gegenkandidat sich auf Allgemeinplätze zurückgezogen hat, mit schwammigen Ausführungen versucht hat, sich um eine klare Aussage herumzudrücken oder schlichtweg mit dem Offenbarungseid "da bin ich nicht eingearbeitet" lavieren musste, konnte Gabriele Müller mit Sachkenntnis glänzen, Problemlösungen anbieten oder Visionen für die Zukunft liefern. Da halfen dem Kandidaten der CSU auch keine eilfertig plazierten Claqueure aus den eigenen Reihen. Sachkenntnis ist eine Grundvoraussetzung für das Bürgermeisteramt und eine Gemeinde wie Haar kann es sich eben nicht leisten, dass wichtige Zeit mit dem Einarbeiten eines ungeeigneten Kandidaten verplempert wird.
Das wichtige Thema Schulcampus wurde von Gabriele Müller kritisch beleuchtet und ins rechte Licht gerückt: Bis zum heutigen Tage steht eine Entscheidung des Kultusministeriums aus und die Zusagen zur Finanzierung sind noch nicht festgeklopft. Darüber hinaus hat die Gemeinde auch hinsichtlich der Schülerzahlen nicht mehr als eine Absichtserklärung. Weitsicht bewies Gabriele Müler zudem, als sie die Notwendigkeit einer dritten Grundschule erörterte, die hinsichtlich der Finanzierung klar Aufgabe der Gemeinde Haar wäre: Sie zog die Grundschule dem Schulcampus vor, wenn die Finanzierung der BOS/FOS/Realschule zumindest in Teilen an der Gemeinde Haar hängen bliebe.
Auch hier kommen die logischen und sinnvollen Argumente von Gabriele Müller. Eine sinnvolle und weitsichtige Nachverdichtung im Jagdfeld führt an Hochhäusern nicht vorbei und das Argument der dörflichen Gemeinde zählt hier nicht. Haar hat seit über 40 Jahren mit dem Jagdfeld ein urbanes Zentrum, welches weitere Hochbauten auch nach Sicht unterschiedlicher Architekten gut verträgt. Wohnungsnot und der Druck auf den Mietmarkt ist mit Reihenhäusern nicht zu lösen, sondern nur mit Geschoßwohnungsbau.
Die derzeit kritische Lage der Gewerbesteuern ist unverschuldet. Frau Müller hat auch hier klar gemacht, dass Entscheidungen in den Chefetagen internationaler Firmen üblicherweise nicht mit dem Bürgermeisteramt der Gemeinde Haar abgestimmt werden und auch die Neuansiedlung von Firmen eine Entscheidung der Chefetage außerhalb der Gemeindegrenzen ist. Weiche Faktoren wie die soziale Struktur, der Freizeitwert und auch die Versorgung mit Geschäften, Schulen, Ärzten und Freizeitangeboten sind nach wie vor optimal und es bleibt eine Frage der Zeit, neue Firmen zu finden. Bis dahin sei Sparsamkeit angesagt, aber kein Grund zur Panik. Einschränkungen bei den freiwilligen Leistungen sollen so lange irgend möglich verhindert werden.
Der Schandfleck Bahnhof war einer der wenige Punkte, in dem Gabriele Müller und der Kandidat der CSU zumindest im Ansatz die gleiche Meinung vertreten. Die Unterschiede lagen im Detail. Während der politische Gegner nur klein-klein weitgehend ohne Konzept nur eine Minimallösung anstrebt, vertritt Müller eher den großen Wurf. Sie steht für einen behindertengerechten Zugang auf der Nordseite und eine attraktive Gestaltung im Süden mit einer Verschwenkung des Treppenbereichs um 90 Grad. Ihr Gegner plädierte noch für den Kauf des Bahnhofsgebäudes, ohne allerdings ein Konzept für dessen Nutzung zu bieten - dies konterkariert zumindest seine Sparbemühungen auf der Nord- und Südseite.
Gabriele Müller hat mutig ihre Positionen präsentiert und auf jede der drängenden Fragen eine Antwort parat gehabt. Ganz gleich, ob Finanzen, Wohnungsbau, Umwelt und Verkehr oder Schule, Familie und Soziales: Fakten kamen von ihr, Lösungsansätze wurden ausschließlich von ihr präsentiert und der Stil des "Miteinanders", welchen die SPD mittlerweile über Jahrzehnte im Gemeinderat praktiziert, stehen der Gemeinde Haar auch in Zukunft gut zu Gesicht. Und dem Kollegen sei eines geraten: Sachkenntnis erwirbt man sich vor allem im Gespräch mit Fachleuten und der Präsenz, nicht mit Lamento und Untätigkeit.