Zwischenbilanz zum "Modellversuch Ganztagsgrundschule Haar"

25. März 2013

Seit September 2012 gibt es in der Grundschule St. Konrad eine Ganztagesklasse.

Normalerweise bekommt eine gebundene Ganztagesklasse vom Kultusministerium neben den regulären Lehrerstunden noch 12 Stunden dazu und so ist der Unterricht von 8.00 Uhr bis 15.30 Uhr geregelt. Wie die Kinder in der Mittagszeit betreut werden, ist nicht geklärt. Darüber hinaus erhalten diese Klassen noch 6000 € davon müssen 5000 € von der Gemeinde aufgebracht werden. Freitagnachmittag ist unterrichtsfrei, Ferienbetreuung gibt es nicht. Dieses Modell ist weder für die Lehrer, die Kinder noch für die Eltern wirklich vernünftig. Verständlich, dass viele Grundschulen zögern, wenn es um die Einführung der Ganztagesklassen geht.

In Haar konnten wir nun ein anderes Modell verwirklichen. In Zusammenarbeit mit dem AWO Kinderhort wurde es möglich gemacht, mehrere Ziele zu erreichen: Die Erzieherinnen aus dem Hort kommen in die Schule. Sie sind zeitweise schon im Unterricht anwesend und können einzelne Kinder gezielt fördern. Sie sind in der Mittagspause für die Kinder da und leiten Spiele oder Erholungsphasen an. Nach Unterrichtsschluss um 15.30 Uhr können die Eltern eine Betreuung bis 17.00 Uhr dazu buchen, natürlich auch am Freitagnachmittag und in den Ferien.

Unter Eltern wie Kindern herrscht große Zufriedenheit und auch die Lehrerinnen und Erzieherinnen profitieren gegenseitig von der Fachkompetenz des anderen.
Die Gemeinde muss mithelfen, um diese intensive Betreuung möglich zu machen. Jede Ganztagesklasse, die nach diesem Modell arbeitet, braucht ca. 25000 € bis 30000 € im Jahr zusätzlich.

Klar, für die Kinder dieser Klassen braucht keine zusätzliche Hortgruppe eingerichtet werden. Die Kinder nutzen nachmittags Schulräume, die sowieso schon vorhanden sind. Aber dennoch muss man sich nur mal überlegen, wie es weitergeht: In der Konradschule wird der Ganztageszweig aufgebaut und hat dann 4 Klassen.
Die Jagdfeldschule soll, wenn VHS und Musikschule in den Poststadel umgezogen sind, ebenfalls Ganztagesklassen erhalten – weitere 4 Klassen.

Das macht dann fixe Kosten von 200 000 € bis 240 000 € pro Jahr. Mindestens, denn die Prognosen der Stadt München und unsere Umfrage bei den Eltern haben ergeben, dass der Wunsch nach Ganztagesbetreuung in Zukunft ansteigen wird.

Im Grunde finanziert hier die Gemeinde eine staatliche Aufgabe, denn die Schule ist staatlich. Andere Länder haben schon längst ihre Verantwortung übernommen. Die Kommunen sind im Dilemma: Zahlen sie selbst eine vernünftige Ganztageschule oder warten sie auf die Einsicht der bayerischen Landesregierung.

Wir warten nicht. Die Eltern und die Kinder brauchen Lösungen. Wir bieten sie. Zumindest so lange wir es uns leisten können.

Gabi Müller
2. Bürgermeisterin

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