Was haben wir gelacht: Peer Steinbrück hat nichts als die Wahrheit gesagt mit seiner Bemerkung, in Italien hätten zwei Clowns die Wahl gewonnen. Beleuchten wir die Aussage doch ein wenig näher: Der eine ist stolz darauf, als Kabarettist und Komiker zu gelten und hat sich den gesamten Wahlkampf vor allem auf die Fahnen geschrieben, das bisherige Parteiensystem zu düpieren und mit seinen Äußerungen und Ansichten zu reizen. Sein Wahlerfolg mag die gleiche Ursache haben wie der der Piraten in Deutschland: Die Verdrossenheit mit dem herkömmlichen politischen System und das Gefühl, hier würde ein neuer Wind wehen und das verstaubte Parlament in Italien mal ordentlich durchblasen. Die Zeit wird zeigen, ob der Wind irgendwann zu einem lauen Lüftchen verkommt und die derzeitige Popularität nur allzuschnell in den Mühlen notwendiger parlamentarischer Kleinarbeit zermahlen wird.
Der andere ist zwar von Berufs wegen kein Komiker und Clown, obwohl er sich in der klassischen römischen Sprachwendung weniger für das Brot denn für die Spiele verantwortlich fühlt. Als Zar über die Medienlandschaft, der im Hintergrund allerlei klebrige Fäden zieht, weiß er, wie man unterhalten kann und die Öffentlichkeit für sich gewinnt: Seine Wahlversprechungen, jeder möge sich die verhasste Immobiliensteuer auf der Post abholen, wenn er gewählt würde ist nichts anderes als der Versuch, sich seine Wählerstimmen zusammen zu kaufen. Bei all dem verzweifelten Gewürge, wieder gewählt zu werden, kommt mir eher der Verdacht, hier versucht sich jemand den Mühlen der Justiz zu entziehen, in dem er auf neugewonnene Immunität als Regent hofft.
Wer darüber hinaus in seinem Privatleben solche Eskapaden zelebriert, der muss sich nicht wundern, wenn sein Bild in der Öffentlichkeit ernste Kratzer bekommt. Es ist nur peinlich, einem alternden Menschen zuzusehen, der nicht zu seinem Alter stehen kann und versucht, an alte Zeiten anzuknüpfen - hier versucht jemand, auf einen Zug aufzuspringen, der den Bahnhof schon vor langer Zeit verlassen hat.
Die CDU mag vorsichtig sein, eine Entschuldigung von Peer Steinbrück zu fordern. Er war es nicht, der im Wahlkampf öffentlich keine Gelegenheit ausgelassen hat, unsere Kanzlerin zu beleidigen! Wer zu den Berlusconis Europas steht, der ist für den Ruin jeder gemeinschaftlichen Währung und arbeitet an dem Ende der Europäischen Union.
Herr Steinbrück hat einen Schmierenkomödianten als Clown bezeichnet und ihn dort eingeordnet, wo er hingehört: Ins Abseits. Man mag über den Stil diskutieren, aber nicht über die Fakten. Ab und an sind deutliche Worte bitter nötig. Und Italien braucht eine verantwortungsvolle Regierung, die den Weg aus der Krise meistert, keinen polpulistischen Mehrheitsbeschaffer.
Dr. Alexander Zill
Gemeinderat