Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Haarerinnen und Haarer,
in einem Anruf vor den Pfingstferien hat mich Landrat Göbel gebeten, eine Turnhalle für die Unterbringung von Flüchtlingen zu benennen. Sammel- und Einzelunterkünfte des Landkreises sind erschöpft. Zu Beginn der Pfingstferien hat die Regierung von Oberbayern die Zuweisung von Flüchtlingen an den Landkreis nahezu verdreifacht. Aktuell müssen pro Woche 90 Personen aufgenommen werden.
Nach Beratung im Rathaus haben wir uns entschlossen drei Hallen zu benennen:
Die Bezirkshallen wurden vom Landratsamt nicht in die engere Wahl genommen, da im Gesellschaftshaus sanitäre Anlagen fehlen und die kbo-Turnhalle für Therapiezwecke belegt ist.
Die Entscheidung fiel auf die vhs-Halle. Sie wird nicht für den Schulunterricht genützt, hat die nötigen Fluchtwege sowie Sanitäreinrichtungen und kann mit einfachen Mitteln vom Schulbetrieb abgetrennt werden. Die Flüchtlinge sind in der Ortsmitte, nahe an der S-Bahn untergebracht. Geplant ist die Belegung bis zum Ende der Sommerferien.
Das Rathaus von der Entscheidung des Landratsamts am Montag, 1. Juni erfahren. Daraufhin haben zwei Begehungen des Landratsamtes stattgefunden. Ab heute – Dienstag, 9. Juni - sollten die Umbaumaßnahmen beginnen. Bereits Ende der Woche werden rund 60 Personen einziehen.
Wie uns vom Landratsamt mitgeteilt wurde, werden die Flüchtlinge in der vhs-Halle von einem Caterer verpflegt. Objektbetreuer stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Die Sozialbetreuung des Landkreises wird sich vor Ort und im Landratsamt um die Belange der Ankommenden kümmern.
Ob in der Halle nur Männer oder Frauen oder auch Familien untergebracht werden, ist derzeit im Landratsamt noch nicht bekannt. Hier zeigt sich leider die schlechte Steuerung seitens der übergeordneten Behörden, die uns jetzt als letztes Glied in der Kette in die Situation bringt, ohne geordnete Planung handeln zu müssen.
Für die vhs-Kurse wurden dank großzügiger Kooperation mit mehreren Haarer Einrichtungen, vor allem mit Herrn Eberle und dem TSV, für das restliche Semester Übergangslösungen gefunden. Auch das Maria-Stadler-Haus, das Familienzentrum und die Kirchen zeigen Kooperationsbereitschaft. Die Gespräche laufen. Für die Kinder aus der Nachmittagsbetreuung der Mittelschule und dem vhs-Grundschulkolleg ist eine Lösung im Schulzentrum gefunden.
In Zusammenarbeit mit Landrat Göbel informieren wir als Erstes die unmittelbaren Anwohner. Die Briefe werden heute Nachmittag verteilt.
Die Presse ist ebenfalls informiert und wir geben die Information auch über unsere Homepage und unsere Facebook-Seite bekannt.
Unsere Bürgerinnen und Bürger können sich mit Fragen im Rathaus an Frau Dechent und Frau Berchtold, Telefon 089 – 46002-302 bzw. -301, wenden. Wir bitten darum, vorerst keine Sachspenden zu sammeln.
Diese Woche hat bei der Caritas Frau Eva Eggemann ihre Arbeit aufgenommen. Sie ist Sozialpädagogin, war vorher in der Hospiz- und Demenzpflege tätig, und wird ab sofort als Koordinatorin in der Gemeinde Haar für Flüchtlingsfragen tätig sein. Sie werden Sie sicher in Kürze kennenlernen. Ein Pressegespräch mit ihr ist in Planung.
Neben der Notunterkunft sind in Haar zwei weitere Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge im Gespräch. Wir stehen in Verhandlungen mit einem Investor, der Flüchtlingsunterkünfte für knapp 50 Personen bauen möchte. Der entsprechende Bauantrag soll uns diese Woche noch übermittelt werden. Zudem hat ein Makler dem eine leerstehende Gewerbeimmobilie angeboten, die rund 150 Flüchtlingen Platz bieten könnte. Wir stehen in engem Kontakt mit dem Landratsamt und versuchen Näheres zu erfahren. Über die weiteren Entwicklungen halten wir Sie selbstverständlich auf dem Laufenden.
Für Mittwoch, 8. Juli lade ich zu einer Informationsveranstaltung ein, bei der es vorrangig um den Bau der Flüchtlingsunterkünfte gehen soll. Sie sind willkommen.
Ich bin überzeugt, dass wir die Herausforderungen gemeinsam gut bewältigen werden und so zeigen können, dass wir in Haar eine ehrliche Willkommenskultur pflegen, die den Menschen im Blick hat. Gemeinsam müssen wir uns dafür einsetzen, dass Ablehnung und Ausgrenzung bei uns keine Chance haben. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung und Ihr Engagement.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihre Bürgermeisterin
Gabriele Müller