Eine Bürgerinitiative will höhere Bauten in Haar verbieten. Polemisch wird behauptet, Haar würde ohne ihr Eingreifen bald in Hochhäusern ertrinken. Die Bauhöhe soll deshalb auf 19 Meter begrenzt werden. Zur Größeneinordnung: Die Wohnhäuser an der Katharina-Eberhard-Straße liegen schon sechs Meter darüber.
Hetze gegen Hochhäuser ist eine Sache. Ich kann aber vor so kurzsichtigen Aktionen und Argumenten nur warnen. Mit dem Bau des Jagdfelds spätestens hat Haar seine rein dörfliche Struktur verlassen. Damals wie heute wurde mehrgeschossig gebaut, weil nach wie vor viele Menschen hier wohnen wollen, weil wir in einer wirtschaftlich gesunden Gegend leben, viele zuziehen und Normalverdiener bezahlbare Mieten brauchen.
Aber: Niemand hat vor, Haar flächendeckend mit Hochhäusern zuzupflastern. Am Eingang zum Jagdfeld ist eine weitere städtebauliche Dominante aber gut platziert. Der geplante Wohnturm ist mit 45 Metern nur 4 Meter höher als das Hochhaus am See. Sie finden dort ja bereits jetzt ein eher städtisches Umfeld vor. Das bringt viele Vorteile, vor allem auch für ältere Menschen, von dem kleinere Dörfer nur träumen können: Gute Busverbindungen, Radwege, nahe Läden, Ärzte, Kino, Schulen, Kindertagesstätten und nur wenige Schritte bis zum Spaziergang durch den Wald. Viele "Jagdfeldler" schätzen die kurzen Wege und schwärmen vom Blick in die Alpen. Warum soll das in Zukunft bei Neubauten verboten sein? Wer Verkehr vermeiden und den Verbau von Grünflächen einschränken will, muss zentral höher bauen. Dies gilt bei den derzeitigen Bodenpreisen heute umso mehr.
Bleibt die Frage des Geschmacks: Finden Sie Straßenschluchten mit langen Gebäuderiegeln von sechs oder sieben Stockwerken wirklich schöner als einzelne höhere Bauwerke? Großzügige grüne Innenhöfe wie jetzt im Jagdfeld hätten solche Wohnblocks übrigens auch nicht mehr, denn die Abstandsflächen wurden per Gesetz vor Jahren halbiert.
Eine emotional aufgeladene Debatte um Bauhöhen ist der falsche Weg in der Diskussion um unsere Ortsentwicklung. Jedes Grundstück muss für sich beurteilt werden. Wir brauchen städtebaulich Vielfalt für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen, die hier wohnen. Schauen Sie sich Haar mit seinen Ortsteilen doch bitte mit offenen Augen an:
Bislang gingen die Haarer Gemeindeverantwortlichen und die Bürgerschaft den Weg der Vernunft.
Helmut Dworzak
1. Bürgermeister der Gemeinde Haar