Sehr geehrte Damen und Herren,
Ein wenig spekulativ ist es schon, nach den Gründen für die Ablehnung zu suchen, die den OV-Vorstand der CSU dazu bewegen, erst jedem das Rederecht einzuräumen und dann einem ehemaligen Bürgermeister zu entziehen, aber ein paar Punkte sind klar: Einer Bürgermeisterin mag man bitte zugestehen, auch andere Termine wahrzunehmen. Und ein Herr Dworzak hätte zu dem Thema weit mehr beitragen können, als einem Versammlungsleiter lieb gewesen wäre.
Er hätte zum Beispiel darauf hinweisen können, dass es eine ungeheuerliche Unterstellung von einem Herrn Haider ist, im Handstreich der SPD, den Grünen und den Freien Wählern zu unterstellen, entlang der B304 alles mit Hochhäusern zuzupflastern und letztendlich immer noch nicht klar ist, wie die ominösen 19 Meter begründet werden.
Man hätte einer Claudia Weidenbusch auch verdeutlichen können, dass ihre Behauptungen zum Thema Schul- und Strukturpolitik es mit der Realität nicht so genau genommen haben: Die SPD war es immerhin, die sich schon vor Jahren darum bemüht hatte, im Rahmen einer Nachfolgenutzung von Haar II einen Universitätslehrstuhl und andere schulische Einrichtungen nach Haar zu bekommen. Letztendlich war es auch die SPD, die zusammen mit den Grünen den Bau von Kindertagesstätten auch gegen den Willen der CSU vorangetrieben hat und das Konzept Ganztagesschule schon umgesetzt hatte, als die Staatsregierung noch im Dornröschenschlaf verweilte.
Und wenn einem Herrn Brannekämper nicht mehr einfällt, als den gelungenen Siedlungsentwurf der Borstei von vor langer Zeit, unter anderen städtebaulichen Voraussetzungen und mit anderen baulichen Vorgaben und Grundstücksgrößen mit dem strittigen Bauprojekt an der B304 zu vergleichen, dann mag man schon reflektieren, welche Fragen diese Veranstaltung denn beantworten wollte. Architektur lebt auch von dem Wandel und der Aufgabe, sich ständig den neuen städtebaulichen Herausforderungen anzupassen. Der Entwurf zu dem Quartier an der B304 geht vor allem in der energetischen Versorgung, dem Lärmschutz und auch bei der Ausweisung von Grünflächen neue Wege und ist es wert, fair diskutiert zu werden. Man mag auch nicht vergessen, dass die Borstei sich heute auch den Problemen moderner Zeiten stellen muss und im Hinblick auf Wohnungsgröße und Ausstattung sowie der Nahversorgung an genau die gleichen Grenzen stößt: In einem Bericht im BR wurde gerade die Situation der Bewohner und der Gewerbetreibenden kritisch beleuchtet. Schlussendlich sollte man auch nicht vergessen, dass zu einer Diskussion immer der Grundsatz der Ausgewogenheit gehört: Es hätte die Veranstaltung aufgewertet, auch die Gegner zu Wort kommen zu lassen. Neben der Rücksicht auf demokratische Gepflogenheiten hätte diese Versachlichung der Diskussion sicherlich gut getan und dem Bürger weit eher eine Entscheidungshilfe geboten.
Aber vielleicht war dies ja auch dem Veranstaltungsleiter bewusst und er hat einfach nur nach Gutsherrenart versucht, zu retten, was von Anfang an nicht zu retten war. Insofern: Der Abend war eine vertane Chance, leider. Wir werden am 9.7. gleicher Ort, gleiche Zeit, anders handeln - versprochen.
Dr. Alexander Zill
Fraktionssprecher der SPD