Leute, glaubt der CSU Haar nicht alles - schon gleich nicht, wenn sie von Finanzen und Sparsamkeit reden

28. Juni 2013

Auch wenn es CSU-gebetsmühlenartig wiederholt wird, es stimmt halt nicht, dass nur sie die Finanzexperten und Sparer sind.
Sie brüsten sich damit, schon immer vor einem Finanzkollaps der Gemeinde Haar gewarnt zu haben. In einfachen Worten: So ein Schmarrn. Natürlich hat Kollege Reichel jedes Jahr erneut in seiner Haushaltsrede davon geredet, dass wir sorgsam mit den Geldern umgehen müssen, genauso wie Dr. Mike Seckinger von den Grünen und Dr. Alfons Meindl von der SPD. Aber mehr hat die CSU dazu nicht beigetragen. Ganz im Gegenteil. Das Jahr über zeigte sie sich dann von ihrer anderen Seite. Hatten doch sie in ihrem Wahlprogramm den Poststadl-Neubau dringend gefordert. Die SPD hatte ihn längst in der Schublade und sich dem Thema vorsichtig genähert. Über diesen Neubau war man sich letztlich auch einig. Doch um ein Stück teurer wäre er geworden, hätte die SPD die CSU nicht eingebremst bei ihrem Vorhaben, einen kostenintensiven unterirdischen Zugang vom Bürgerhaus zum neuen Gebäude zu bauen für ein paar Meter trockenen Fußweg. Von der Mehrheit des Gemeinderats wurde dies Gott Lob abgelehnt. Wer war hier sparsam?

Die Kindergartengebühren-Erhöhung wollte die CSU wenn möglich aussetzten, stimmte nur einer geringeren Erhöhung zu. Kollege Rieder beantragte sogar, Kindergartengebühren gänzlich abzuschaffen. Die SPD hat einer moderaten Anhebung zugestimmt und damit ein noch höheres Defizit im Kindergartenbereich verhindert.

Eine Realschule muss aus Sicht dieser Pseudo-Sparer her - koste es was es wolle. Die Finanzierung hat die Gemeinde Haar nie und nimmer im Kreuz. Und bemüht, dass stattdessen der Landkreis eine solche Schule oder eine Dependance baut, haben sich Horst Wiedemann und Helmut Dworzak mehr als intensiv. Die Ablehnung der für Schulen zuständigen Behörden kann Helmut Dworzak noch so oft verlesen, die CSU glaubt es besser zu wissen. Am Biertisch werden diese Fakten verschwiegen und schlichtweg gelogen. Es gibt Niemand im Gemeinderat, der nicht gerne auch eine Realschule vor Ort hätte, doch diese Entscheidung liegt nicht im Zuständigkeitsbereich der Gemeinde.

Auf der CSU Homepage lesen zu müssen, dass die SPD es versäumt hat, für die Ansiedlung von Gewerbe zu kämpfen, macht alles nur noch merkwürdiger. Die SPD hat für den hohen Büroturm an der B 304 gekämpft, um möglichst viele Gewerbesteuerzahler anzulocken. Die CSU hat stets dagegen gehalten. Neue Gebietsausweisungen in Eglfing? Herr Reichel sieht das negativ. Wenigstens der Idee unseres Bürgermeisters, für die Wiederbelebung des Gewerbegebiets Eglfing eine namhafte Marketingfirma zu beauftragen, wurde von allen Fraktionen einstimmig mit großer Freude zugestimmt.

Nicht verstehen muss man Reichels Aussage, in der er Franz Josef Strauß zitiert: "Eher häuft ein Hund einen Wurstvorrat an, als die SPD einen Finanzvorrat". Zur Info: Trotz Realisierung von vielen Großprojekten wie Freibad, Poststadl, Setzerhof, der Sanierung von Schulen und Hallenbädern in Millionenhöhe, und trotz des zweimaligen Gewerbesteuereinbuchs verfügt die Gemeinde Haar zum Jahresbeginn immer noch über 16 Millionen Rücklagen und liegt mit seiner Pro-Kopf-Verschuldung weit, weit unter dem Landesdurchschnitt.
Und wenn er schon den Übervater und ehemaligen Ministerpräsidenten zitiert, sei es erlaubt, auf die CSU-Finanzkompetenz einzugehen. Wer ist z.B. für das Landesbank-Desaster verantwortlich? Hypo Alpe Adria, Kirch-Kredite, Ankauf von Schrott-Papieren? Jetzt wirbt man damit, Bayern bis 2030 schuldenfrei zu machen. Lieber Herr Reichel, liebe CSU, vergesst ihr eigentlich, wer diese Schulden angehäuft hat? Franz Josef Strauß hätte es gewusst. Er wäre so klug gewesen, dieses Eigentor zu vermeiden.

Und zuletzt muss ich noch auf Reichels Aussage, dass Haar ohne die SPD auch kein wesentlich anderes Gesicht hätte und keine andere Lebensqualität, eingehen. Einspruch, bitte keine Geschichtsfälschung. Natürlich würde Haar anders aussehen ohne SPD. Das Rathaus wäre heute ein Betonklotz auf der Zirkuswiese, der Ortskern dem zu Folge ohne Gesicht und Leben, das Jagdfeldzentrum wäre nicht saniert, weil dies nur in Verbindung mit dem Bau des Büroturm möglich wurde. Aldi wäre mit Flächenfraß gebaut worden, usw. Was will uns Reichel sagen? Dass Haar attraktiv ist und Lebensqualität hat. Ja, wir stimmen hier überein. Aber wer hatte die Kompetenz und Überzeugungskraft, das alles zu erreichen? Die CSU sicher nicht!

Ingrid Fäth
Gemeinderätin

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