Ein weiteres Mal stolpert die CSU nun über den kleinen, aber feinen Unterschied zwischen "es ist rechtens" und "es ist angebracht". Zielsicher schlingert Seehofers abgewrackter Wahlkampfkahn nun auf die nächste Katastrophe zu: "Mann über Bord" ist wohl das einzige, was dem obersten Landesstrategen noch einfällt und so trennt er in allerbester mittelalterlicher Scharfrichtermanier zielsicher die Köpfe seiner Gefolgsleute vom Rumpf, um das eben noch umschmeichelte Wahlvolk zu blenden. Geradezu panisch stolpert ein Kabinettsmitglied nach dem anderen die steilen Stufen zum Schafott hinauf und die Versuche, Mitglieder anderer Parteien mit in den Sog hineinzuziehen sind schon fast komisch: Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob jemand vor Jahren mit der Charakterlosigkeit, die Seinen aus der Staatskasse zu finanzieren, aufgehört hat oder erst auf Druck von außen überhaupt zugibt, betroffen zu sein. Welch peinliche Wendung hat ein Herr Schmid vollzogen, als er vom Abstreiten und Rechtfertigen zum Rücktritt gekommen ist? Und es ist zynisch und verachtend, wenn der Vorsitzende des Haushaltsausschusses mit allen Tricks bis an die Legalitätsgrenze heran arbeitet, um Steuergelder für die Seinen abzuzweigen. Kinderarbeit ist wohl kein Hinderungsgrund, wenn es um das eigene Wohl geht.
Erstaunlich ist nicht nur die Selbstbedienung an sich, sondern vor allem die Tatsache, wie dreist solches Verhalten auch noch versucht wird, in der Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Wer seine Familienangehörigen beschäftigt und sie in Lohn und Brot stellt, handelt nur dann nicht verwerflich, wenn der selbst für deren Bezahlung sorgt. Nur so vermeidet man das "Gschmäckle", sich schamlos zu bedienen - unabhängig von der möglichen Kompetenz der eigenen Verwandtschaft. Es ist an der Zeit, klare Grenzen nicht nur für andere zu definieren, sondern vor allem für sich selbst. Wer in der Landespolitik glänzen will, muss Vorbild sein für alle. Parteienverdruß entsteht aus dem Gefühl der Machtlosigkeit, dem Gefühl, nichts daran ändern zu können, dass sich die gewählte Oberschicht vor allem um den eigenen Macht- und Gelderhalt kümmert. Und der Versuch, als Landesvater mit Kanonen und Kartätschen in die eigene Gefolgschaft zu schießen, ist nicht mehr als ein Ablenkungsmanöver - vor allem, wenn man genau weiß, das wahltaktische Überlegungen noch nie zu einer nachhaltigen Verhaltensänderung geführt haben. Wer solches wählt, hat nichts Besseres verdient, als sich derzeit auf den Regierungsbänken tummelt! Hier ist die Zeit für eine politische Wende überfällig.
Dr. Alexander Zill
Gemeinderat