Mission: Heirate einen (waschechten) Haarer
Um an diesen Punkt zu kommen, dauert es natürlich eine Weile. Insbesondere dann, wenn man selbst gar nicht in Haar aufgewachsen ist, sondern fränkische Wurzeln hat. So haben auch mein Mann Thomas und ich 26 Jahre Vorlaufzeit benötigt, um uns zu begegnen und dann nochmals 4 ½ Jahre, um zu heiraten.
Es ist rückblickend nicht weiter verwunderlich, dass Haar eine große Rolle in unserem gemeinsamen Leben spielt. Mein Mann ist hier tief verwurzelt. Schon von Kindesbeinen an war Haar für ihn Lebensmittelpunkt. In Unterhaar aufgewachsen, hat er seiner Grundschullehrerin den Kopf verdreht, im Ernst-Mach-Gymnasium das Abitur bestanden, seinen Zivildienst bei der Nachbarschaftshilfe in Haar geleistet und im TSV Haar seine Liebe für den Handball entdeckt. Wie soll frau gegen so viel Haar-Liebe ankommen?
Das politische Engagement hat familiäre Wurzeln und brachte Thomas über die Jusos zur Haarer SPD und in den Gemeinderat. Und genau dies war Ansatzpunkt für unser Kennenlernen. Bei der Einweihung des umgestalteten Ahrntaler Platzes am 4. Juli 2009 begegneten wir uns zum ersten Mal, als ich einen Freund besuchte, den es ebenfalls aus der Fremde nach Haar gezogen hatte. Nicht nur politisch auf einer Wellenlänge, beschlossen wir nach einem Jahr Wochenendbeziehung „ganz oder gar nicht!“.
Keine Chance gegen Haar
Ich spürte schnell wie wichtig Thomas „sein“ Haar war. Für uns hätte er zwar sicher auch einen Wegzug in Erwägung gezogen, war aber sichtlich erleichtert, als ich mich entschloss, hier her zu ziehen. Ein Neuanfang in einer fremden Umgebung bringt immer ein etwas mulmiges Gefühl mit sich, aber ich kann heute sagen, ihr habt es mir sehr leicht gemacht. Sehr schnell fühlte ich mich heimisch, fand eine neue Stelle, lernte die Haarer kennen und bezeichnete bereits nach wenigen Wochen Haar als Zuhause. Etwas zum Leidwesen meiner fränkischen Wurzeln, die sich wunderten, als ich begann „Semmeln“ statt „Weckla“ zu bestellen, mich zum „Ratschen“ und nicht mehr zum „Quatschen“ verabredete und dorthin mit dem „Radl“ statt dem „Fahrrad“ fuhr. :)
Als bei Thomas und mir das Thema „Heiraten“ aktuell wurde, kam natürlich die Frage auf, wo wir dies planen wollten. Als kleines Mädchen hatte ich mir ausgemalt, wie ich heiraten würde. Nicht im Traum wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass dies andernorts als in der Kirche meiner Heimatgemeinde stattfinden sollte. Und nun? Unsere gemeinsame Zukunft hatte in Haar begonnen, wir lebten seit über 3 Jahren hier und schon lange hatte ich mich in das Nikolauskircherl verliebt. Auch war es Thomas' Taufkirche. Daher stand sehr bald fest: Genau dort und nirgendwo anders wollten wir heiraten!
Am 6. September gaben wir uns im Haarer Rathaus das Ja-Wort und tags darauf versprachen wir uns in unserer kleinen Wunschkirche vor Gott auch zukünftig füreinander da zu sein. Petrus scheint ein Haar-Fan zu sein. Er bescherte uns an beiden Tagen strahlenden Sonnenschein, so dass unsere Familien uns nach der standesamtlichen Trauung zum „Ort, wo alles begann“ entführen konnten. Bei einem Glas Sekt mitten auf dem Ahrntaler Platz ließen wir die letzten Jahre und alle Ereignisse, die notwendig waren um heute endlich als Ehepaar hier zu stehen, Revue passieren.
Nicht einmal für die professionellen Hochzeitsfotos mussten wir Haar verlassen, sondern fanden im BKH-Gelände und am Abenteuer-Spielplatz beim Sportpark den perfekten Ort hierfür.
Der grandios organisierte Sektempfang vor dem Setzerhof bei der NBH am Samstagnachmittag zeigte uns erneut, warum wir so gerne hier leben. In Haar hilft man sich und erfreut sich an der Freude des anderen. Dies ist Tag für Tag ein sehr schönes Gefühl und lässt uns wissen, dass es die richtige Entscheidung war, hier unser Leben zu gestalten.
Fazit: Einen Vollblut-Haarer zu heiraten bedeutet selbst Haarerin mit Haut, Herz und Haaren zu werden.
Cornelia Fäth